2018 und 2019 ging es in dem kleinen Thüngersheim(Lkr. Würzburg) heiß her. Der örtliche Steinbruchbetreiber Baustoff Benkert plante seinen Steinbruch zu erweitern, wofür knapp 10 Hektar Wald gerodet werden sollten. Dieses Vorhaben stieß auf breiten Protest. Was sich in dieser Zeit alles rund um den Thüngersheimer Wald zugetragen hat könnt ihr hier nachlesen. Die Seite ist in chronologischer Reihenfolge aufgebaut und beginnt ganz unten.
All posts by keinhamehr
10. November 2019: Grüne Jugend zeigt Benkert an
Die Grüne Jugend zeigt die Firma Benkert wegen Verdachts auf Grundwasserverunreinigung an. Das Landratsamt hatte zuvor eine Überprüfung der Auswirkungen auf das Grundwasser ausgeschlossen. Wir sind gespannt auf die juristische Bewertung.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Gewaesser-verunreinigt-Gruene-Jugend-zeigt-Helmut-Benkert-an;art736,10347524?wt_ref=http%3A%2F%2Fm.facebook.com%2F&wt_t=1573396708420&wt_ref=https%3A%2F%2Ft.co%2F&wt_t=1593548510366
7. November 2019: Landratsamt leitet Verfahren gegen Benkert ein
Die Firma Benkert nutzt über den Pumpensumpf auf dem Betriebsgelände seit Jahren Grundwasser zur Kieselwäsche – das Ganze ohne Genehmigung wie sich jetzt herausstellte. Das Landratsamt prüft, ob ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den Firmenbetreiber einzuleiten ist. Eine Nutzung des Wassers ohne entsprechende Erlaubnis ist nicht zulässig und es gibt von Seiten des Landratsamts keine Möglichkeit zur Duldung. Es wird eine Anhörung des Betreibers geben und die Rechtslage wird bewertet. Nach Aussage des Landratsamts werden die notwendigen rechtlichen Konsequenzen einschließlich einer Durchsetzung gewässeraufsichtlicher Maßnahmen vollzogen. Eine Überprüfung der Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel wird es vorraussichtlich nicht geben.
5. November 2019: Illegale Grundwasserentnahme durch die Firma Benkert
Durch Anfragen an das Landratsamt ist es zu neuen Erkenntnissen zum Antrag zur Grundwasserentnahme der Firma Benkert gekommen: Die Firma verstößt gegen Auflagen. Der Pumpensumpf auf dem Betriebsgelände hat Anbindung an das Grundwasser, statt 2 Meter darüber zu liegen. Es besteht die Gefahr, dass verunreinigtes Wasser ins Grundwasser fließt. Nach Einschätzung des Wasserwirtschaftamts ist der Antrag nicht genehmigungsfähig.
Offene Fragen sind, welche konkreten Auswirkungen der Verstoß auf das Grundwasser hat und welche Konsequenzen das nach sich ziehen wird.
Laut Aussage des Landratsamts werden Gespräche mit dem Steinbruchbetreiber aufgenommen.
27. Oktober: Standpunkt: Wir brauchen den Baustoff !?
25. Oktober 2019: Benkert rodet wieder
Heute wurde erneut Wald in #Thüngersheim gerodet. Noch wenige Wochen zuvor hat die Firma Benkert zugesichert, dass dieses Jahr keine Rodungsarbeiten mehr geplant seien. Wir sind nicht überrascht, kritisieren dennoch, dass das Unternehmen Wort bricht und mit Fehlinformationen versucht die Öffentlichkeit zu täuschen. Auch, dass sich das Unternehmen die ganze Zeit in Schweigen hüllt, zeugt von einem Mangel an demokratischem Verständnis. Wer plant einen Wald zu roden, muss sich auch darauf einlassen, mit den betroffenen Bürger*innen in einen Diskurs einzutreten. Insbesondere kritisieren wir die ungenügenden Wiederauffortstungleistungen. Die Rodungsfläche von 9,8 Hektar wurde in 14 Wiederaufforstungflächen aufgeteilt, diese sind mehrheitlich unter 0,1 Hektar groß. Auf so kleinen Flächen kann weder Wald, noch neuer Lebensraum für Tiere entstehen. Die anhaltende Trockenheit in Unterfranken macht den Baumsetzlingen zusätzlich zu schaffen. Die Schäden sind sehr hoch und von der Seite des Landratamts ist auch keine verpflichtende Bewässerung vorgesehen. Von einer erfolgreichen Neuanpflanzung kann in keinster Weise gesprochen werden.
Thüngersheim ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Natur und Klima für Profitinteressen zerstört werden. Wenn die Klimakrise als die Bedrohung wahrgenommen wird, die sie darstellt, muss jetzt konsequent gehandelt werden. Wir erwarten von den Politiker*innen, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden. Deshalb haben wir vor zwei Wochen eine Petition an den Bayerischen Landtag eingereicht, in der wir konkrete Lösungsvorschläge präsentieren, wie wir den Umgang mit Rodungen klimaverträglicher und demokratischer gestalten können. Wie der Fall Thüngersheim zeigt, gibt es dringend Handlungsbedarf. Wer von Klimaschutz spricht, muss auch hier vor Ort aktiv werden.
9. Oktober 2019: Petition an den Bayerischen Landtag
5. Oktober 2019: Aktionswoche „Rodungen stoppen, Klima schützen!“ beendet. Ein Rückblick auf die Woche.
Nach einer Woche ist die Mahnwache in Thüngersheim beendet. Wir hatten eine schöne Zeit mit vielen tollen Workshops und Vorträgen. Die Veranstaltungen waren gut besucht und wir freuten uns sehr über die Unterstützung der Thüngersheimer*innen, die uns mit Kuchen, warmen Tee und anderen Getränken versorgten, sowie bei den Helfer*innen von foodsharing. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bei allen bedanken, denn ohne eure Unterstützung wäre diese Woche so nicht möglich gewesen. Ganz besonders freuen wir uns über die Ankündigung der Firma Baustoff Benkert in diesem Jahr nicht mehr zu roden. Auch wenn das Problem nur aufgeschoben wurde, ist es dennoch ein kleiner Erfolg. Es wurde ein weiteres Jahr gewonnen, in dem der Wald Lebensraum für Tiere bietet und die Bäume ihre unverzichtbaren Funktionen für das Klima leisten können.
Bei der Demonstration am Freitag waren rund 50 Teilnehmer*innen mit dabei und setzten trotz strömenden Regens ein klares Zeichen gegen das Rodungsvorhaben der Firma Benkert. Überraschend war das massive Polizeiaufgebot am Steinbruch. Mehrere Teilnehmer*innen äußerten uns gegenüber, dass sie sich durch die hohe Polizeipräsenz bedroht, eingeschüchtert und insgesamt sehr unwohl fühlten. Auch wir teilen diesen Eindruck. Der Einsatz vor den Toren des Steinbruchs war unverhältnismäßig und wir möchten wissen, wer diesen Einsatz beantragt und genehmigt hat und aus welchen Gründen die Entscheidung so gefällt wurde. Daher haben wir Kontakt mit der verantwortlichen Polizeidienststelle aufgenommen. Wir sehen unser Recht auf Versammlungsfreiheit durch den Einsatz des USK samt Hundestaffel eingeschränkt, da Personen von der Teilnahme an der Demonstration abgeschreckt wurden.
Am ersten Tag der Mahnwache besuchte uns die Capoeira Gruppe aus Würzburg. Wir lernten etwas über die Geschichte des Kampftanzes und die ersten Schritte. Besonders gut gefiel einigen Teilnehmer*innen, dass es bei dem Sport nicht um Sieg oder Niederlage geht, sondern um gute Zusammenarbeit und Achtsamkeit. Am Nachmittag fand der Vortrag „Klimakrise und Kapitalismus – jetzt mal konkret!“ statt, der sich mit dem Rodungsverfahren in Thüngersheim beschäftigte und dieses in einen größeren Zusammenhang stellte. Im Anschluss spielte Karan und ihr Cajonist ein tolles Konzert, das viele Leute aus dem Dorf zur Mahnwache führte und für ein volles Workshop-Zelt sorgte. Von der Liedermacherin wurde uns ein Lied mit dem Titel „Der Wald bleibt hier“ gewidmet, was uns sehr berührt hat.
Der Sonntag begann mit einem Waldspaziergang, bei dem wir uns um 10 Uhr auf den Weg zum Thüngersheimer Wald machten und uns die Rodungsfläche und das Ausmaß der Zerstörung ansahen. Während des Waldspaziergangs trafen wir auf eine autonome Kleingruppenaktion, bei der zwei Aktivist*innen ein Transparent im Thüngersheimer Wald hinterließen. Die Polizei war relativ schnell vor Ort, doch nachdem sie die Lage begutachteten, zogen sie wieder davon, da sie kein strafrechtlich relevantes Verhalten beobachten konnten. Nach dem Waldspaziergang fand an der Mahnwache ein Schnupperklettern statt, bei dem Menschen lernten, wie man mit einem Seil und einem Klettergurt sicher einen Baum hoch und wieder hinunter klettern kann. Am Abend spielte ein Saxophonist für uns und trug selbst geschriebene Gedichte vor.
Am Montag wurden beim Kinderprogramm kleine Demonstrant*innen aus Holz gebaut, wobei sich jede*r kreativ zeigen konnte. Gegen Mittag besuchten uns die Kreisrätin Karen Heußner und die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum. Gemeinsam haben wir die Rodungsfläche besucht. Am Nachmittag kam Prof. Dr. Heiko Paeth zu uns an die Mahnwache und informierte die anwesenden Personen durch seinen Vortrag über den globalen Klimawandel und seine regionalen Folgen.
Beim Waldbaden am Dienstag und einem kleinen Spaziergang am Main, widmeten wir uns intensiv der Wahrnehmung unserer Natur. Im Anschluss wurden an der Mahnwache Insektenhotels gebaut, mit denen wir einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten wollen.
Am nächsten Morgen bekamen wir Besuch von einem Team des Bayerischen Rundfunks. Während Extinction Rebellion einen Workshop über politische Aktionen hielt, machten sie ein paar Aufnahmen vom Leben an der Mahnwache und informierten sich bei uns über die Rodungen und unseren Protest (https://www.br.de/mediathek/video/frankenschau-aktuell-04102019-mahnwache-gegen-waldrodung-uniklinik-wird-nesselsucht-zentrum-und-kulturfoerderpreis-fuer-gaertnerviertel-theater-av:5d5d1d5a7c69d4001a9c74d6). Am Nachmittag lernten wir bei der kleinen Knotenkunde den praktischen Umgang mit Seil und die Seebrücke Würzburg informierte über Fluchtursachen und Flucht.
Der letzte Tag an der Mahnwache war noch einmal richtig bunt. Zum Workshop „Der Wald hat Durst“ bekamen wir Besuch von Menschen der Lebenshilfe Würzburg, die sich gemeinsam mit dem Thema Klimawandel und Wald beschäftigt haben. Später kamen Vertreter*innen von Greenpeace und hielten einen Vortrag über den Regenwald. Danach fand das „Tanzen gegen den Klimawandel“ statt, welches von Menschen der Lebenshilfe angeleitet wurde. Mit einer kleinen Abschlussfeier und ausgelassenem Tanz setzten wir einen Schlusspunkt für die Mahnwache und brachten die Woche zu einem runden Ende.
etzt, nach der Aktionswoche, geht unsere Arbeit selbstverständlich weiter: die 4 Hektar in Thüngersheim sind noch nicht endgültig gerettet, weitere Wälder sind bedroht und wir schauen uns die geplante Grundwasserentnahme genauer an. Dafür sind wir bereits in Kontakt mit den zuständigen Behörden.
Noch dieses Wochenende werden wir eine Petition beim Bayerischen Landtag einreichen, um auch auf den höheren politischen Ebenen auf die Probleme beim Prozess von Rodungen und Wiederaufforstungen aufmerksam zu machen.
1. Oktober 2019: Benkert plant Millionen Liter Grundwasser im Jahr zu entnehmen
Die Mainpost berichtet über die geplante Entnahme von 3,2 Millionen Liter Grundwasser pro Jahr durch die Firma Benkert. In Unterfranken ist die Grundwasserneubildung seit Jahren rückläufig. Daher muss die Entscheidung über die Nutzungsrechte in einen breiteren demokratischen Prozess getroffen werden. Wir wollen das Mitbestimmungsrecht der betroffenen Bevölkerung. Eine bilaterale Verhandlung zwischen Unternehmen und Landratsamt unter Ausschluss der Öffentlichkeit lehnen wir ab.
https://m.mainpost.de/…/Umweltschuetzer-kritisieren-Grundwa…
1. Oktober 2019: Benkert behauptet dieses Jahr nicht zu roden – wir werden sehen
Kurzer Blick von der Höhfeldplatte auf den Steinbruch. Bisher keine Rodungsarbeiten. Theoretisch können die Arbeiten ab heute jederzeit beginnen.
Die Firma Benkert hat gegenüber der Mainpost zugesichert dieses Jahr nicht zu roden. Wir freuen uns über diese Entscheidung, werden aber dennoch überprüfen ob Wort gehalten wird. Mit dieser Entscheidung ist das Problem nicht gelöst, sondern nur aufgeschoben.