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Thüngersheim – Rodungen und Protest

2018 und 2019 ging es in dem kleinen Thüngersheim(Lkr. Würzburg) heiß her. Der örtliche Steinbruchbetreiber Baustoff Benkert plante seinen Steinbruch zu erweitern, wofür knapp 10 Hektar Wald gerodet werden sollten. Dieses Vorhaben stieß auf breiten Protest. Was sich in dieser Zeit alles rund um den Thüngersheimer Wald zugetragen hat könnt ihr hier nachlesen. Die Seite ist in chronologischer Reihenfolge aufgebaut und beginnt ganz unten.

10. November 2019: Grüne Jugend zeigt Benkert an

Die Grüne Jugend zeigt die Firma Benkert wegen Verdachts auf Grundwasserverunreinigung an. Das Landratsamt hatte zuvor eine Überprüfung der Auswirkungen auf das Grundwasser ausgeschlossen. Wir sind gespannt auf die juristische Bewertung.

https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Gewaesser-verunreinigt-Gruene-Jugend-zeigt-Helmut-Benkert-an;art736,10347524?wt_ref=http%3A%2F%2Fm.facebook.com%2F&wt_t=1573396708420&wt_ref=https%3A%2F%2Ft.co%2F&wt_t=1593548510366

7. November 2019: Landratsamt leitet Verfahren gegen Benkert ein

Die Firma Benkert nutzt über den Pumpensumpf auf dem Betriebsgelände seit Jahren Grundwasser zur Kieselwäsche – das Ganze ohne Genehmigung wie sich jetzt herausstellte. Das Landratsamt prüft, ob ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den Firmenbetreiber einzuleiten ist. Eine Nutzung des Wassers ohne entsprechende Erlaubnis ist nicht zulässig und es gibt von Seiten des Landratsamts keine Möglichkeit zur Duldung. Es wird eine Anhörung des Betreibers geben und die Rechtslage wird bewertet. Nach Aussage des Landratsamts werden die notwendigen rechtlichen Konsequenzen einschließlich einer Durchsetzung gewässeraufsichtlicher Maßnahmen vollzogen. Eine Überprüfung der Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel wird es vorraussichtlich nicht geben.

5. November 2019: Illegale Grundwasserentnahme durch die Firma Benkert

Durch Anfragen an das Landratsamt ist es zu neuen Erkenntnissen zum Antrag zur Grundwasserentnahme der Firma Benkert gekommen: Die Firma verstößt gegen Auflagen. Der Pumpensumpf auf dem Betriebsgelände hat Anbindung an das Grundwasser, statt 2 Meter darüber zu liegen. Es besteht die Gefahr, dass verunreinigtes Wasser ins Grundwasser fließt. Nach Einschätzung des Wasserwirtschaftamts ist der Antrag nicht genehmigungsfähig.

Offene Fragen sind, welche konkreten Auswirkungen der Verstoß auf das Grundwasser hat und welche Konsequenzen das nach sich ziehen wird.
Laut Aussage des Landratsamts werden Gespräche mit dem Steinbruchbetreiber aufgenommen.

27. Oktober: Standpunkt: Wir brauchen den Baustoff !?

Am Freitag wurde in Thüngersheim erneut gerodet, in Zuge dessen ist in den letzten Tagen eine Diskussion rund um den Steinbruch und den Protest gegen die Rodungen entbrannt. Häufig war das Argument zu hören, dass wir den Baustoff für notwendige Infrastrukturprojekte und Wohnraum brauchen. Wir wollen nun hierzu Stellung beziehen:
 
Zunächst geht es nicht um die Frage, ob wir den Rohstoff nutzen oder nicht, sondern um das “für was” und “wie viel”. Dass Kies und Beton momentan nicht aus der Baubranche wegzudenken sind, ist uns allen klar. Momentan erleben wir einen weltweiten Bauboom, d.h. der Bedarf an Kies, Beton und Sand steigt rapide. Wir erleben die Situation, dass unsere Wälder buchstäblich durch Steinbrüche weggefressen werden, um den Bedarf zu decken. Sand ist mittlerweile ein knappes Gut (vgl. https://www.deutschlandfunk.de/sand-ein-nur-scheinbar-unendlicher-rohstoff.724.de.html?dram:article_id=460151), auch dieser Rohstoff ist momentan nicht aus der Baubranche wegzudenken.
 
Deshalb ist es notwendig, sich rechtzeitig um Alternativen zu bemühen. Wegweisend kann dabei das Baustoffrecycling sein. Allerdings wird diese Möglichkeit für effizientere Ressourcennutzung in Deutschland durch zu strenge Auflagen blockiert. Teile des Bauschutts werden in Länder exportiert, in denen die Auflagen niedriger sind als hier, wie beispielsweise in den Niederlanden, um dann das recycelte Material wieder zu importieren. Der größte Teil des Bauschutts landet aber auf Deponien in Deutschland. Voraussichtlich werden die Deponien in sechs Jahren ihre Kapazitäten ausgeschöpft haben (vgl. https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/bauschutt-zu-viel-landet-auf-den-deponien/150/3095/333528), d.h. die Lagerstätten sind in Kürze voll und Deutschland wird den anfallenden Bauschutt exportieren (bereits jetzt ist Deutschland Weltmeister im Abfallexport). Hier sind die Politiker*innen in der Verantwortung, die Vorschriften zu lockern und so Baustoffrecycling in großem Stil in Deutschland zu ermöglichen. Eine weitere Möglichkeit wäre, verstärkt auf Holz als Baustoff zu setzen. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und kann unter der Bedingung von ökologischem und regionalem Anbau sowie kaskadenförmiger Nutzung einen Beitrag zur Co2-Bindung leisten und ein klimafreundlicher Baustoff sein.
 
“In Deutschland herrscht Wohnungsnot und deshalb brauchen wir mehr Neubauten.” So oder so ähnlich steht es fast täglich in den Zeitungen. Doch tatsächlich sieht es anders aus. Die Bevölkerungsentwicklung ist in Deutschland seit Jahren rückläufig, die Geburtenrate ist konstant niedrig und in den nächsten Jahren ist auch keine Änderung zu erwarten. Die Regierung von Unterfranken schreibt hierzu: “Insgesamt wird Unterfranken ein Bevölkerungsrückgang von – 3,2 % bis 2037 errechnet. Das entspricht knapp 42.500 Einwohnern, bei derzeit 1,313 Millionen Einwohner und damit einem Rückgang auf 1,270 Millionen Einwohner im Jahr 2037. […] Der ländliche Raum und insbesondere die nördlichen Landkreise Unterfrankens sind von den Bevölkerungsverlusten besonders stark betroffen. (Regierung von Unterfranken: https://www.regierung.unterfranken.bayern.de/aufgaben/3/6/00873/index.html) Was fehlt, ist nicht der Wohnraum an sich, sondern bezahlbarer Wohnraum. Die Mieten in den deutschen Großstädten explodieren, in Würzburg sind die Mieten zwischen 2005 und 2018 um 66% gestiegen. Während in den Städten der gerade noch so finanzierbare Wohnraum heiß umkämpft ist, gibt es auf dem Land zunehmend ungenutzten Wohnraum und Leerstand. Statt diesen verfügbaren Wohnraum zu nutzen, wird massiv gebaut. Immer mehr neue Einfamilienhäuser sprießen aus dem Boden. Kleinfamilien die in Häusern mit 150 – 200 qm2 Wohnraum leben, während sich in den Städten drei Menschen ein Drittel dieser Fläche teilen müssen und den größten Teil ihres Einkommens darauf verwenden, dass sie einen Ort haben, an dem sie existieren dürfen. Mit einer gerechten Verteilung hat das wenig zu tun. Die knappen Ressourcen werden ineffizient genutzt.
 
Aber in Wirklichkeit geht es nicht um Einfamilienhäuser oder Wohnraum, da brauchen wir uns auch nichts vorzumachen. Der größte Teil der Baustoffe wird nicht für den Wohnungsbau verwendet, sondern es werden vorrangig Autobahnen, Industrieparks, Lagerhallen, Logistikzentren, Gewerbegebiete und Flughäfen gebaut. Jeden Tag wird alleine in Bayern eine Fläche von 13 Hektar versiegelt. Mit schwerwiegenden Folgen für Artenvielfalt, Natur, Luft- und Lärmbelastung. Und hier kann man sich tatsächlich die Frage stellen “brauchen wir den Baustoff?”.
 
Brauchen wir wirklich flächendeckend sechsspurige Autobahnen? Brauchen wir wirklich Logistikzentren mit einer Fläche von 80 Hektar, wie es in Neu-Eichenberg geplant ist? Oder wäre es nicht sinnvoller die Infrastruktur an der Stelle auszubauen, die hier Entlastung versprechen kann, wie das Bahnnetz?
Wenn wir gegen Rodungen protestieren, wollen wir damit nicht erreichen, dass die Rohstoffe nicht mehr genutzt werden oder aus dem Ausland importiert werden. Wir wollen einen vernünftigen Umgang mit den Ressourcen und einen angemessenen Kompromiss zwischen Ressourcenabbau und Klimaschutz. Im vergangenen Jahr sind bereits knapp sechs Hektar für den Steinbruch in Thüngersheim gerodet worden, diese Fläche wäre mehr als ausreichen gewesen um für die nächsten Jahre Rohstoffe abzubauen und die Arbeitsplätze zu erhalten.
 
Stattdessen wurde rigoros auf das Maximum bestanden, aller Kritik entgegen und ohne sich mit den Thüngersheimer Bürger*innen an einen Tisch zu setzen. Wenn wir nicht mitentscheiden können, was und wie viel wir bauen und den Ressourcenverbrauch nicht kritisch hinterfragen dürfen, dann leben wir nicht in einer Demokratie sondern in der Diktatur des Marktes.

25. Oktober 2019: Benkert rodet wieder

Heute wurde erneut Wald in #Thüngersheim gerodet. Noch wenige Wochen zuvor hat die Firma Benkert zugesichert, dass dieses Jahr keine Rodungsarbeiten mehr geplant seien. Wir sind nicht überrascht, kritisieren dennoch, dass das Unternehmen Wort bricht und mit Fehlinformationen versucht die Öffentlichkeit zu täuschen. Auch, dass sich das Unternehmen die ganze Zeit in Schweigen hüllt, zeugt von einem Mangel an demokratischem Verständnis. Wer plant einen Wald zu roden, muss sich auch darauf einlassen, mit den betroffenen Bürger*innen in einen Diskurs einzutreten. Insbesondere kritisieren wir die ungenügenden Wiederauffortstungleistungen. Die Rodungsfläche von 9,8 Hektar wurde in 14 Wiederaufforstungflächen aufgeteilt, diese sind mehrheitlich unter 0,1 Hektar groß. Auf so kleinen Flächen kann weder Wald, noch neuer Lebensraum für Tiere entstehen. Die anhaltende Trockenheit in Unterfranken macht den Baumsetzlingen zusätzlich zu schaffen. Die Schäden sind sehr hoch und von der Seite des Landratamts ist auch keine verpflichtende Bewässerung vorgesehen. Von einer erfolgreichen Neuanpflanzung kann in keinster Weise gesprochen werden.
Thüngersheim ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Natur und Klima für Profitinteressen zerstört werden. Wenn die Klimakrise als die Bedrohung wahrgenommen wird, die sie darstellt, muss jetzt konsequent gehandelt werden. Wir erwarten von den Politiker*innen, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden. Deshalb haben wir vor zwei Wochen eine Petition an den Bayerischen Landtag eingereicht, in der wir konkrete Lösungsvorschläge präsentieren, wie wir den Umgang mit Rodungen klimaverträglicher und demokratischer gestalten können. Wie der Fall Thüngersheim zeigt, gibt es dringend Handlungsbedarf. Wer von Klimaschutz spricht, muss auch hier vor Ort aktiv werden.

9. Oktober 2019: Petition an den Bayerischen Landtag

Seit den 70er Jahren ist das Phänomen des Klimawandels bekannt. Dennoch wurde bisher wenig dagegen unternommen. Die Folgen der Krise sind mittlerweile auch bei uns zu spüren. Hitzewellen, Trockenheit, Wasserknappheit, Ernteausfälle, Waldbrände – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die jüngst veröffentlichte Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich betont die Wichtigkeit von Bäumen und Wäldern. Jedoch wirkt sich der aktuell praktizierte Umgang mit unseren Waldbeständen negativ auf unser Klima aus. Wir fordern deshalb die Bayerische Staatsregierung dazu auf, folgende Maßnahmen durchzusetzen:
 
• Aberkennung des grundsätzlichen Rechtsanspruchs auf Rodung für Waldbesitzer*innen
• Verkaufsmoratorium auf Bayerischen Staatswald und allmählichen Rückkauf privater Waldflächen auf bayerischem Staatsgebiet bis sämtlicher Waldbestand in öffentliche Hand übergegangen ist
• Einführung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für Umwelt- und Artenschutz in den Regionalplänen für einen fairen Interessenausgleich zwischen Umwelt-/Klima-/Artenschutz und Wirtschaft
• Die Entscheidung über die Erteilung einer Rodungserlaubnis soll ausschließlich in einem Ausschuss mit Vertreter/innen des Landratsamtes, des/der Walbesitzer/in, der regionalen Umweltverbände und der Bürger/innen der Gemeinde, auf deren Gemarkung das betreffende Waldstück liegt, verhandelt werden
• Bei der Erteilung der Erlaubnis von Rodungsgenehmigungen ist eine Funktionsbeeinträchtigung angrenzender Waldflächen zu berücksichtigen
• In diesem Zusammenhang muss die Möglichkeit bestehen, auf die Einrichtung eines “Schutzgürtels” um den angrenzenden Wald, ebenso wie um die Aufforstungsfläche zu bestehen
• Unabhängig von der Flächengröße sollen gründliche Umweltverträglichkeitsprüfungen, Spezielle Artenschutzrechtliche Prüfungen und Flora-Fauna-Habitat Verträglichkeitsprüfungen von unabhängigen Prüfstellen durchgeführt werden, eine Beauftragung durch den/der Antragsteller/in auf Rodungsgenehmigung muss ausgeschlossen werden
• Bei Wiederaufforstungen muss nicht nur ein flächiger, sondern auch ein qualitativer Ausgleich geleistet werden
• Bei Wiederaufforstungen muss von der verantwortlichen Partei (vom Verursacher) eine regelmäßige Bewässerung vorgenommen werden, um den hohen Schäden durch Trockenheit vorzubeugen und so eine erfolgreiche Anpflanzung zu gewährleisten. Das sogenannte Verursacher-Prinzip greift auch in anderen Bereichen, eine Anwendung im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels ist zwingend notwendig
• Die Aufforstungsflächen für den Ausgleich einer Rodungsfläche müssen ein zusammenhängendes Gebiet bilden. Sollte dies in Ausnahmefällen nicht für die komplette Fläche möglich sein, muss eine Untergrenze von 10 ha greifen, die auf jeden Fall als zusammenhängende Aufforstungsfläche vorliegen muss. Aufsplitterungen in zahlreiche Kleinflächen haben keine Chance jemals zu einem Wald zu werden und tragen dem eigentlichen Sinn einer Aufforstung keine Rechnung
• Nach einer erfolgreichen Wiederaufforstung soll das Waldstück für mindestens 50 Jahre für Rodungen gesperrt sein und aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen werden
• Das Verbot folgender Maßnahmen muss eingeführt werden: Zukleben von Fledermaushöhlen und Versetzen von Habitatbäumen
• Renaturierungen müssen zügig und umfassend erfolgen und von unabhängigen Stellen regelmäßig kontrolliert werden
• Aufforstungsflächen müssen in einem öffentlich zugänglichen Register erfasst werden, inklusive der Wälder/Flächen, für die sie als Ausgleich dienen
 
In unseren Augen sind diese Forderungen ein wesentlicher und unabdingbarer Schritt, um den Kampf gegen den Klimawandel wirksam voranzubringen. Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, denen nicht das wirtschaftliche Interesse als wichtigste Entscheidungsgrundlage dient, wenn es um die Einstufung von Gebieten als Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Rohstoffe geht.
Klimaschutz und -wandel muss berücksichtigt werden, ebenso wie Natur- und Artenschutz. Das erfolgreiche Volksbegehren zum Artenschutz, welches in ein entsprechendes Gesetz mündet, hat gezeigt, wie die Bürger/innen dem Thema gegenüberstehen und dass wir nicht mehr bereit sind, die rücksichtslose Zerstörung von Natur hinzunehmen.
Es darf nicht nur auf die Fläche selbst geschaut werden, die der Rohstoffgewinnung weichen soll, sondern es muss berücksichtigt werden, ob wir uns in einem waldarmen Gebiet bzw. einem bereits extrem wirtschaftlich genutzten Gebiet befinden. Ebenso ist der Grundwasser- und Gewässerschutz verstärkt zu berücksichtigen.
Wir sind der Meinung, dass unsere Forderungen all diesen Aspekten Rechnung tragen.

5. Oktober 2019: Aktionswoche „Rodungen stoppen, Klima schützen!“ beendet. Ein Rückblick auf die Woche.

Nach einer Woche ist die Mahnwache in Thüngersheim beendet. Wir hatten eine schöne Zeit mit vielen tollen Workshops und Vorträgen. Die Veranstaltungen waren gut besucht und wir freuten uns sehr über die Unterstützung der Thüngersheimer*innen, die uns mit Kuchen, warmen Tee und anderen Getränken versorgten, sowie bei den Helfer*innen von foodsharing. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bei allen bedanken, denn ohne eure Unterstützung wäre diese Woche so nicht möglich gewesen. Ganz besonders freuen wir uns über die Ankündigung der Firma Baustoff Benkert in diesem Jahr nicht mehr zu roden. Auch wenn das Problem nur aufgeschoben wurde, ist es dennoch ein kleiner Erfolg. Es wurde ein weiteres Jahr gewonnen, in dem der Wald Lebensraum für Tiere bietet und die Bäume ihre unverzichtbaren Funktionen für das Klima leisten können.

Bei der Demonstration am Freitag waren rund 50 Teilnehmer*innen mit dabei und setzten trotz strömenden Regens ein klares Zeichen gegen das Rodungsvorhaben der Firma Benkert. Überraschend war das massive Polizeiaufgebot am Steinbruch. Mehrere Teilnehmer*innen äußerten uns gegenüber, dass sie sich durch die hohe Polizeipräsenz bedroht, eingeschüchtert und insgesamt sehr unwohl fühlten. Auch wir teilen diesen Eindruck. Der Einsatz vor den Toren des Steinbruchs war unverhältnismäßig und wir möchten wissen, wer diesen Einsatz beantragt und genehmigt hat und aus welchen Gründen die Entscheidung so gefällt wurde. Daher haben wir Kontakt mit der verantwortlichen Polizeidienststelle aufgenommen. Wir sehen unser Recht auf Versammlungsfreiheit durch den Einsatz des USK samt Hundestaffel eingeschränkt, da Personen von der Teilnahme an der Demonstration abgeschreckt wurden.

Am ersten Tag der Mahnwache besuchte uns die Capoeira Gruppe aus Würzburg. Wir lernten etwas über die Geschichte des Kampftanzes und die ersten Schritte. Besonders gut gefiel einigen Teilnehmer*innen, dass es bei dem Sport nicht um Sieg oder Niederlage geht, sondern um gute Zusammenarbeit und Achtsamkeit. Am Nachmittag fand der Vortrag „Klimakrise und Kapitalismus – jetzt mal konkret!“ statt, der sich mit dem Rodungsverfahren in Thüngersheim beschäftigte und dieses in einen größeren Zusammenhang stellte. Im Anschluss spielte Karan und ihr Cajonist ein tolles Konzert, das viele Leute aus dem Dorf zur Mahnwache führte und für ein volles Workshop-Zelt sorgte. Von der Liedermacherin wurde uns ein Lied mit dem Titel „Der Wald bleibt hier“ gewidmet, was uns sehr berührt hat.

Der Sonntag begann mit einem Waldspaziergang, bei dem wir uns um 10 Uhr auf den Weg zum Thüngersheimer Wald machten und uns die Rodungsfläche und das Ausmaß der Zerstörung ansahen. Während des Waldspaziergangs trafen wir auf eine autonome Kleingruppenaktion, bei der zwei Aktivist*innen ein Transparent im Thüngersheimer Wald hinterließen. Die Polizei war relativ schnell vor Ort, doch nachdem sie die Lage begutachteten, zogen sie wieder davon, da sie kein strafrechtlich relevantes Verhalten beobachten konnten. Nach dem Waldspaziergang fand an der Mahnwache ein Schnupperklettern statt, bei dem Menschen lernten, wie man mit einem Seil und einem Klettergurt sicher einen Baum hoch und wieder hinunter klettern kann. Am Abend spielte ein Saxophonist für uns und trug selbst geschriebene Gedichte vor.

Am Montag wurden beim Kinderprogramm kleine Demonstrant*innen aus Holz gebaut, wobei sich jede*r kreativ zeigen konnte. Gegen Mittag besuchten uns die Kreisrätin Karen Heußner und die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum. Gemeinsam haben wir die Rodungsfläche besucht. Am Nachmittag kam Prof. Dr. Heiko Paeth zu uns an die Mahnwache und informierte die anwesenden Personen durch seinen Vortrag über den globalen Klimawandel und seine regionalen Folgen.

Beim Waldbaden am Dienstag und einem kleinen Spaziergang am Main, widmeten wir uns intensiv der Wahrnehmung unserer Natur. Im Anschluss wurden an der Mahnwache Insektenhotels gebaut, mit denen wir einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten wollen.

Am nächsten Morgen bekamen wir Besuch von einem Team des Bayerischen Rundfunks. Während Extinction Rebellion einen Workshop über politische Aktionen hielt, machten sie ein paar Aufnahmen vom Leben an der Mahnwache und informierten sich bei uns über die Rodungen und unseren Protest (https://www.br.de/mediathek/video/frankenschau-aktuell-04102019-mahnwache-gegen-waldrodung-uniklinik-wird-nesselsucht-zentrum-und-kulturfoerderpreis-fuer-gaertnerviertel-theater-av:5d5d1d5a7c69d4001a9c74d6). Am Nachmittag lernten wir bei der kleinen Knotenkunde den praktischen Umgang mit Seil und die Seebrücke Würzburg informierte über Fluchtursachen und Flucht.

Der letzte Tag an der Mahnwache war noch einmal richtig bunt. Zum Workshop „Der Wald hat Durst“ bekamen wir Besuch von Menschen der Lebenshilfe Würzburg, die sich gemeinsam mit dem Thema Klimawandel und Wald beschäftigt haben. Später kamen Vertreter*innen von Greenpeace und hielten einen Vortrag über den Regenwald. Danach fand das „Tanzen gegen den Klimawandel“ statt, welches von Menschen der Lebenshilfe angeleitet wurde. Mit einer kleinen Abschlussfeier und ausgelassenem Tanz setzten wir einen Schlusspunkt für die Mahnwache und brachten die Woche zu einem runden Ende.

etzt, nach der Aktionswoche, geht unsere Arbeit selbstverständlich weiter: die 4 Hektar in Thüngersheim sind noch nicht endgültig gerettet, weitere Wälder sind bedroht und wir schauen uns die geplante Grundwasserentnahme genauer an. Dafür sind wir bereits in Kontakt mit den zuständigen Behörden.
Noch dieses Wochenende werden wir eine Petition beim Bayerischen Landtag einreichen, um auch auf den höheren politischen Ebenen auf die Probleme beim Prozess von Rodungen und Wiederaufforstungen aufmerksam zu machen.

1. Oktober 2019: Benkert plant Millionen Liter Grundwasser im Jahr zu entnehmen

Die Mainpost berichtet über die geplante Entnahme von 3,2 Millionen Liter Grundwasser pro Jahr durch die Firma Benkert. In Unterfranken ist die Grundwasserneubildung seit Jahren rückläufig. Daher muss die Entscheidung über die Nutzungsrechte in einen breiteren demokratischen Prozess getroffen werden. Wir wollen das Mitbestimmungsrecht der betroffenen Bevölkerung. Eine bilaterale Verhandlung zwischen Unternehmen und Landratsamt unter Ausschluss der Öffentlichkeit lehnen wir ab.

https://m.mainpost.de/…/Umweltschuetzer-kritisieren-Grundwa…

1. Oktober 2019: Benkert behauptet dieses Jahr nicht zu roden – wir werden sehen

Kurzer Blick von der Höhfeldplatte auf den Steinbruch. Bisher keine Rodungsarbeiten. Theoretisch können die Arbeiten ab heute jederzeit beginnen.

Die Firma Benkert hat gegenüber der Mainpost zugesichert dieses Jahr nicht zu roden. Wir freuen uns über diese Entscheidung, werden aber dennoch überprüfen ob Wort gehalten wird. Mit dieser Entscheidung ist das Problem nicht gelöst, sondern nur aufgeschoben.