5. Oktober 2019: Aktionswoche „Rodungen stoppen, Klima schützen!“ beendet. Ein Rückblick auf die Woche.

Nach einer Woche ist die Mahnwache in Thüngersheim beendet. Wir hatten eine schöne Zeit mit vielen tollen Workshops und Vorträgen. Die Veranstaltungen waren gut besucht und wir freuten uns sehr über die Unterstützung der Thüngersheimer*innen, die uns mit Kuchen, warmen Tee und anderen Getränken versorgten, sowie bei den Helfer*innen von foodsharing. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bei allen bedanken, denn ohne eure Unterstützung wäre diese Woche so nicht möglich gewesen. Ganz besonders freuen wir uns über die Ankündigung der Firma Baustoff Benkert in diesem Jahr nicht mehr zu roden. Auch wenn das Problem nur aufgeschoben wurde, ist es dennoch ein kleiner Erfolg. Es wurde ein weiteres Jahr gewonnen, in dem der Wald Lebensraum für Tiere bietet und die Bäume ihre unverzichtbaren Funktionen für das Klima leisten können.

Bei der Demonstration am Freitag waren rund 50 Teilnehmer*innen mit dabei und setzten trotz strömenden Regens ein klares Zeichen gegen das Rodungsvorhaben der Firma Benkert. Überraschend war das massive Polizeiaufgebot am Steinbruch. Mehrere Teilnehmer*innen äußerten uns gegenüber, dass sie sich durch die hohe Polizeipräsenz bedroht, eingeschüchtert und insgesamt sehr unwohl fühlten. Auch wir teilen diesen Eindruck. Der Einsatz vor den Toren des Steinbruchs war unverhältnismäßig und wir möchten wissen, wer diesen Einsatz beantragt und genehmigt hat und aus welchen Gründen die Entscheidung so gefällt wurde. Daher haben wir Kontakt mit der verantwortlichen Polizeidienststelle aufgenommen. Wir sehen unser Recht auf Versammlungsfreiheit durch den Einsatz des USK samt Hundestaffel eingeschränkt, da Personen von der Teilnahme an der Demonstration abgeschreckt wurden.

Am ersten Tag der Mahnwache besuchte uns die Capoeira Gruppe aus Würzburg. Wir lernten etwas über die Geschichte des Kampftanzes und die ersten Schritte. Besonders gut gefiel einigen Teilnehmer*innen, dass es bei dem Sport nicht um Sieg oder Niederlage geht, sondern um gute Zusammenarbeit und Achtsamkeit. Am Nachmittag fand der Vortrag „Klimakrise und Kapitalismus – jetzt mal konkret!“ statt, der sich mit dem Rodungsverfahren in Thüngersheim beschäftigte und dieses in einen größeren Zusammenhang stellte. Im Anschluss spielte Karan und ihr Cajonist ein tolles Konzert, das viele Leute aus dem Dorf zur Mahnwache führte und für ein volles Workshop-Zelt sorgte. Von der Liedermacherin wurde uns ein Lied mit dem Titel „Der Wald bleibt hier“ gewidmet, was uns sehr berührt hat.

Der Sonntag begann mit einem Waldspaziergang, bei dem wir uns um 10 Uhr auf den Weg zum Thüngersheimer Wald machten und uns die Rodungsfläche und das Ausmaß der Zerstörung ansahen. Während des Waldspaziergangs trafen wir auf eine autonome Kleingruppenaktion, bei der zwei Aktivist*innen ein Transparent im Thüngersheimer Wald hinterließen. Die Polizei war relativ schnell vor Ort, doch nachdem sie die Lage begutachteten, zogen sie wieder davon, da sie kein strafrechtlich relevantes Verhalten beobachten konnten. Nach dem Waldspaziergang fand an der Mahnwache ein Schnupperklettern statt, bei dem Menschen lernten, wie man mit einem Seil und einem Klettergurt sicher einen Baum hoch und wieder hinunter klettern kann. Am Abend spielte ein Saxophonist für uns und trug selbst geschriebene Gedichte vor.

Am Montag wurden beim Kinderprogramm kleine Demonstrant*innen aus Holz gebaut, wobei sich jede*r kreativ zeigen konnte. Gegen Mittag besuchten uns die Kreisrätin Karen Heußner und die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum. Gemeinsam haben wir die Rodungsfläche besucht. Am Nachmittag kam Prof. Dr. Heiko Paeth zu uns an die Mahnwache und informierte die anwesenden Personen durch seinen Vortrag über den globalen Klimawandel und seine regionalen Folgen.

Beim Waldbaden am Dienstag und einem kleinen Spaziergang am Main, widmeten wir uns intensiv der Wahrnehmung unserer Natur. Im Anschluss wurden an der Mahnwache Insektenhotels gebaut, mit denen wir einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten wollen.

Am nächsten Morgen bekamen wir Besuch von einem Team des Bayerischen Rundfunks. Während Extinction Rebellion einen Workshop über politische Aktionen hielt, machten sie ein paar Aufnahmen vom Leben an der Mahnwache und informierten sich bei uns über die Rodungen und unseren Protest (https://www.br.de/mediathek/video/frankenschau-aktuell-04102019-mahnwache-gegen-waldrodung-uniklinik-wird-nesselsucht-zentrum-und-kulturfoerderpreis-fuer-gaertnerviertel-theater-av:5d5d1d5a7c69d4001a9c74d6). Am Nachmittag lernten wir bei der kleinen Knotenkunde den praktischen Umgang mit Seil und die Seebrücke Würzburg informierte über Fluchtursachen und Flucht.

Der letzte Tag an der Mahnwache war noch einmal richtig bunt. Zum Workshop „Der Wald hat Durst“ bekamen wir Besuch von Menschen der Lebenshilfe Würzburg, die sich gemeinsam mit dem Thema Klimawandel und Wald beschäftigt haben. Später kamen Vertreter*innen von Greenpeace und hielten einen Vortrag über den Regenwald. Danach fand das „Tanzen gegen den Klimawandel“ statt, welches von Menschen der Lebenshilfe angeleitet wurde. Mit einer kleinen Abschlussfeier und ausgelassenem Tanz setzten wir einen Schlusspunkt für die Mahnwache und brachten die Woche zu einem runden Ende.

etzt, nach der Aktionswoche, geht unsere Arbeit selbstverständlich weiter: die 4 Hektar in Thüngersheim sind noch nicht endgültig gerettet, weitere Wälder sind bedroht und wir schauen uns die geplante Grundwasserentnahme genauer an. Dafür sind wir bereits in Kontakt mit den zuständigen Behörden.
Noch dieses Wochenende werden wir eine Petition beim Bayerischen Landtag einreichen, um auch auf den höheren politischen Ebenen auf die Probleme beim Prozess von Rodungen und Wiederaufforstungen aufmerksam zu machen.