24. März 2019: Hinter Stacheldraht um gerodet zu werden. Naturschutz ausgeschlossen

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) hat der Firma Benkert Flächen von insgesamt 4,39 ha in Roßbrunn und Erlabrunn zur Aufforstung genehmigt. Sie wurden von Privatparteien zur Verfügung gestellt und sollen als Ausgleich für die zerstörten Waldflächen im Zuge der Thüngersheimer Steinbrucherweiterung dienen. Damit ist der vorläufige Rodungsstopp in Thüngersheim beendet und der Wald akut rodungsgefährdet.
 
Die in kürze stattfindenden Rodung bedeutet unermessliche ökologische Schäden für die ganze Region und die Vernichtung der Lebensgrundlage unzähliger Tierarten. Den Bürgerinnen und Bürgern wird ihr Wald ohne Mitspracherecht gewaltsam entrissen. Mittlerweile hat die Firma Benkert eine Fläche von etwa 10 ha mitten im Wald mit Stacheldraht umzäunt, den bereits gerodeten Teil gemeinsam mit dem zur Rodung vorgesehen Waldstück. Es ist offensichtlich dass jetzt Fakten geschaffen werden sollen.
 
Wir kritisieren aufs Schärfste, dass dem ganzen Prozess Umweltprüfungen mit veralteten Standards zugrunde gelegt wurden. Die bisherigen Aufforstungsversuche von Benkert scheiterten an der Trockenheit. Auch die vom Bergwaldprojekt geplanten Baumpflanzaktionen in Thüngersheim im vergangenen Herbst und kürzlich im Frühjahr mussten beide aufgrund von Trockenheit abgesagt werden. Mit Voranschreiten der Klimakrise wird Trockenheit eher die Regel als die Ausnahme. Deshalb steht die generelle Erfolgsaussicht von Wald-Neuanpflanzungen in Frage. Die von gewachsenem Bäume und Wälder erbrachten Leistungen werden jetzt umso wertvoller: CO2-Ausgleich, Frisch- und Kaltluftproduktion, Sicherung der Artenvielfalt als Habitat für Vögel und anderer tierischer Waldbewohner. Mensch und Tier wird somit ein Teil ihrer Lebensgrundlage geraubt, ohne dass dafür annähernd ein Ersatz geleistet wird. Die Aneignung privater Gewinne, wie in Thüngersheim durch die Firma Benkert, geht auf ökologische und gesellschaftliche Kosten – auf unsere Kosten!
Wir kritisieren zudem, dass sich Fa. Benkert seit Beginn der Proteste zu keinem Zeitpunkt gesprächsbereit gezeigt hat und keiner Einladung zu den Bürger*innen-Protesten, unter anderem vom Landrat Nuß nachgekommen ist. Stattdessen werden stillschweigend Tatsachen geschaffen und die Anliegen der Bürger*innen und Naturschutzverbände nicht nur ignoriert, sondern demonstrativ ausgeschlossen.
 
Wir können uns einen solchen Raubbau an der Natur nicht länger leisten. Die Zerstörung unserer Lebensgrundlage für den Privatgewinn einiger Unternehmen ist die Ursache der Klimakrise und heizt diese weiter an. Deshalb werden wir diese Entscheidung für Thüngersheim nicht einfach hinnehmen. In den nächsten Wochen sind Protestaktionen verschiedenster Art zu erwarten. Keinhamehr kämpft weiter um den Thüngersheimer Wald und für Klimagerechtigkeit.
 
 
Im März 2019 beschloss die Firma Baustoff Benkert die Rodungsfläche mit Stacheldraht zu umzäunen